Prokrastination Krankheit » Auslöser von Depressionen?

Wer kennt es nicht, das Aufschieben von Pflichten und Entscheidungen bis zum letzten Moment? Und erst wenn der Druck zu groß wird, überwindet man sich notgedrungen zur Erledigung der anstehenden Aufgaben.

Statistisch gesehen gehören mehr Menschen dieser Gruppe an als die Gruppe der Mustergültigen und Vorbildlichen umfasst.

Dieses Phänomen trägt die Bezeichnung Prokrastination. Doch handelt es sich dabei lediglich um einen Charakterzug, um Bequemlichkeit oder doch um mehr?

Ist Prokrastination eine Krankheit?

Menschen, die das Aufschieben sehr ausgeprägt betreiben, empfinden ihr Verhalten häufig selbst als belastend und stressig. Die Medizin spricht allerdings erst von einer Krankheit, wenn daraus weitreichende persönliche und soziale Konsequenzen entstehen.

Zum Beispiel in Beruf und Studium, aber auch hinsichtlich der allgemeinen Lebensqualität. Doch wie die Wissenschaftler der Universität Colorado ermittelten, findet sich der Auslöser für krankhaftes Prokrastinieren in unseren Genen, die für die zu geringe Produktion an Dopamin verantwortlich sind.

Dieser Botenstoff ist dem Belohnungssystem im Gehirn zugeordnet und hat großen Einfluss auf unsere Motivationskraft.

Prokrastination in der Psychologie

Diese Störung wird von der Psychologie als ein erlerntes Verhalten betrachtet. Hierbei handelt es sich um den Versuch, ein unangenehmes Gefühl, das mit der Erledigung einer Aufgabe verbunden ist, kurzfristig zu überspielen.

Und zwar dadurch, dass der Betroffene sich einer anderen, angenehmeren Tätigkeit zuwendet. Darüber hinaus ist nicht ausgeschlossen, dass bestimmte psychische Erkrankungen oder spezielle Persönlichkeitsmerkmale das Aufschieben noch verstärken.

Vor allem ADHS, Depression, eine posttraumatische Belastungsstörung oder eine Anpassungsstörung kommen hierfür in Frage. Oft kann aber nicht eindeutig geklärt werden, welches Problem hierbei welches bedingt.

Führt Prokrastination Depressionen herbei?

Eine diagnostizierbare psychische Störung, beispielsweise eine Depression, ADHS oder eine Angststörung, kann auch Prokrastination einbeziehen. In diesem Fall muss zunächst die Behandlung der primären psychischen Beeinträchtigung erfolgen: eine Voraussetzung für die effektive Therapie der Arbeitsstörung.

Das chronische Aufschieben der anstehenden Pflichten hat allerdings wiederum Einfluss auf das psychische Wohlbefinden. Dadurch kann die Prokrastination, zum Beispiel die Prokrastination aus Angst, selbst zur Ursache für weitere psychische Belastungen werden.

Was bedeutet pathologische Prokrastination?

Das Zwangsverhalten hinsichtlich des Aufschiebens, das sich einer bewussten Kontrolle und Steuerung entzieht, wird als pathologisches Prokrastinieren bezeichnet. Vor allem die Begleiterscheinungen, wie zum Beispiel Depression, Schlafstörung oder Aufmerksamkeitdefizit, verlangen nach einer intensiven professionellen Therapie.

Maßnahmen aus den Bereichen von Psychoanalyse und Verhaltenstherapie helfen dabei und können zum Prokrastination heilen beitragen.

Zusammenfassung und Fazit

Immer wieder wird im Zusammenhang mit der Prokrastination Krankheit respektlos von der Aufschiebe-Krankheit und von Aufschieberitis gesprochen. Doch es handelt sich hierbei vielmehr um eine ernsthafte Störung und hat mit einfacher Unlust nicht viel zu tun.

Wer hiervon betroffen ist und die Prokrastination überwinden möchte, sollte sich also nicht scheuen, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, damit die beschriebenen fatalen Folgeerscheinungen ausbleiben oder zumindest minimiert werden können.

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